Die Erdbeersaison begann dieses Jahr erstaunlich früh. Durch den milden Winter und das warme Frühjahr sind die Erdbeeren dieses Jahr etwa zwei Wochen früher dran als normal. Es ist sehr ungewöhnlich, dass am ersten Mai schon mit der Erdbeerernte begonnen werden kann, erklärt Peter Rehm.
Was halten Sie von Treibhauserdbeeren im Winter?
Das ist eine Konsumentenproblematik. Der Kunde möchte Erdbeeren das ganze Jahr über. Würde er das nicht nachfragen, würden diese Beeren nicht produziert werden. Grundsätzlich ist die Produktion solcher Früchte nicht problematisch, solange mit Folien nur die Sonnenwärme genutzt wird. Das Problem liegt in meinen Augen da, wenn begonnen wird, künstlich zu beheizen.
Bedenklich finde ich die Verwendung von Substrat oder ähnlichem, was man aber immer weniger sieht, weil der Aufwand sehr hoch ist, und kleinste Fehler zu einem Totalverlust der Ernte führen können. Wer das hinbekommt, kann auch an Weihnachten Erdbeeren anbieten.
Wie können Erdbeeren zu Weihnachten im Sonderangebot sein?
Diese Beeren kommen oft aus Israel oder aus Südamerika. Problematisch sind Länder, in denen es keine richtigen Umweltauflagen gibt, wo diese Folien einfach vergraben oder angezündet werden. Als Konsument muss man sich die Frage stellen, ob es einem das alles wert ist.
Was würden Sie dem bewussten Konsumenten empfehlen?
Sich an der Natur zu orientieren und und dementsprechend das eigene Kaufverhalten einzurichten. Jede Pflanze hat ihre Saison. In etwa acht Wochen werden uns die Konsumenten fragen, warum wir keine Erdbeeren in guter Qualität mehr haben – weil einfach die Saison schon vorbei ist. Dann gibt es die immer-blühenden Sorten bis zum ersten Frost.
Wie kann der Konsument natürliche Erdbeeren von Treibhauserdbeeren unterscheiden?
Es ist sehr schwierig, das alleine an der Beere zu unterscheiden. Die festen Früchte im Frühjahr sind meistens aus Spanien oder Portugal und es sind andere Sorten, die oft weniger Geschmack haben. Aus Italien kommen Sorten, die etwas besser sind, was man am Duft erkennen kann. Erdbeeren, die nicht duften, haben auch weniger Geschmack.
Die Erdbeeren, die wir hier am Bodensee anbauen, sind am Anfang Sorten, die recht cremig sind. So eine Erdbeere kann man am Gaumen zerdrücken, es ist keine Frucht, die man wirklich beißen muss. Dieser Unterschied ist spürbar. Es ist auch sehr wichtig, dass dem Kunden bewusst ist, dass erst ab Anfang Mai heimische Freilandware auf dem Markt sein kann.
Bestimmt haben Sie praktische Tipps für den Einkauf von Erdbeeren.
Jede Sorte hat ihr eigenes Aussehen, ihren eigenen Geschmack, ihre eigene Festigkeit, auch das Aroma verändert sich. Viele Sorten befinden sich jetzt gerade in der Haupternte. Wenn man die Erdbeeren verarbeiten möchte, sollte man sie am Anfang der Hauptsaison kaufen, weil sonst die Haltbarkeit nachlässt. Idealerweise ist zwei bis drei Tage vor dem Kauf schönes Wetter, dass man im Trockenen gereifte Früchte hat, was eine gute Qualität und guten Geschmack bringt.
Die späteren immer-blühenden Sorten eignen sich sehr gut zum Verzehr, für einen Nachtisch oder einen Kuchen.
Was ist das Besondere an Ihren Erdbeeren vom Bodensee?
Hier am Bodensee können wir Händler besser hinter unseren Produkten stehen, weil wir wissen, was gemacht wird und wie. Ich kenne alle meine Zulieferbetriebe, kann mir alles ansehen und weiß, wie gearbeitet wird. Ich kenne die Betriebsleiter, viele der Mitarbeiter und sogar viele Saisonarbeitskräfte, die mit viel Mühe und Freude bei der Arbeit sind. Mir ist auch der Umgang mit den Mitarbeitern im Betrieb sehr wichtig, es muss ein Miteinander sein. Ich kaufe ungern, oder nach Möglichkeit nicht Ware in Betrieben ein, bei denen ich weiß, dass es menschlich nicht stimmt. Das macht ein Produkt nicht unbedingt besser. Wenn die Leute gerne miteinander arbeiten, passieren weniger Fehler. Es ist ein ganz anderes Einkaufen, wenn man weiß, dass die Leute korrekt behandelt und bezahlt werden, dass sie eine saubere Unterkunft und gute Arbeitsbedingungen haben. Das ist etwas Wert und das sehe ich natürlich an der Beere aus Spanien nicht. Deswegen ist es mir wichtig, regionale Ware zu beziehen, wo ich nur kann. Das ist viel Arbeit, aber das ist es wert.
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